Umwelt Check und Oekobilanz Restaurant Stockwerk Bern

Oekologie nicht nur auf dem Teller

von Erich Schib, GAMMARUS Unternehmensberatung

Das Restaurant Stockwerk in Bern ist ein vegetarischer Gaststättenbetrieb mit ökologischer Ausrichtung. Die Unternehmensführung setzt seit langem konsequent auf regionale Bio-Produkte und hat jetzt einen Umwelt-Check und eine Oekobilanz durchgeführt.

Das Restaurant Stockwerk befindet sich in der Berner Altstadt und belegt in einem 5-stöckigen Gebäude die beiden unteren Etage (140 m2). Es hat eine Kapazität von 65 Sitzplätzen und beschäftigt 11 MitarbeiterInnen. Die Firma "GAMMARUS Unternehmensberatung für Umweltfragen GmbH" hat 1998 anhand eines Umwelt-Checks und einer Oekobilanz das Restaurant umfassend durchleuchtet.

  Inhalt:

Umwelt-Check

Input-Output Analyse, Sachbilanz

Oekobilanz des Restaurants Stockwerk
    Systemgrenzen
    Umweltbelastung nach:
      Verursacher
      Umwelteinwirkungen
    Umweltkennzahlen

Oekologischer und ökonomischer in die Zukunft
 

Umwelt-Check

Bild: Restaurant Stockwerk

Die qualitative Analyse wurde mittels einer Umweltprüfung in Anlehnung an ISO 14000 und EMAS erstellt. Das Umwelt-Audit umfasste eine Betriebsbesichtigung sowie eine ausführliche mündliche und schriftliche Befragung der Betriebsleitung. In der Untersuchung wurde der Ist-Zustand des betrieblichen Umweltschutzes, die Umweltrelevanz der einzelnen Tätigkeiten und der Handlungsbedarf bestimmt. Durch das umfassende Screening konnten erste Schwachpunkte identifiziert und Verbesserungsmassnahmen vorgeschlagen werden.


 

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Oekobilanz im Restaurant Stockwerk


Ziel der Oekobilanz war es, die Umweltbelastung erstmals quantitativ darzustellen. Künftig wird sie als internes Informations- sowie Führungs- und Kontrollinstrument eingesetzt. Zusammen mit dem Umwelt-Check, liefert die Bilanz die Grundlage zur Ausarbeitung von Verbesserungsmassnahmen.

Die Oekobilanz wurde nach der Methodik der Schweizerischen Vereinigung für ökologisch bewusste Unternehmensführung (Ö.B.U.) durchgeführt. Die Bewertung der Daten erfolgte nach dem Prinzip der ökologischen Knappheit, das die Belastung in sogenannten Umweltbelastungspunkten darstellt.

(1 kUBP = tausend Umweltbelastungspunkte)

Input/Output-Analyse, Sachbilanz

Die Sachbilanz erfasste die Stoff- und Energiemengen, die ins Stockwerk gelangen (Input) und die den Betrieb wieder verlassen (Output) und lieferte folgende Ergebnisse:

INPUT 1997
Lebensmittel [kg]
     Total
19'934
Getränke [kg]
     Total
11'819
Non Food [kg]
      Diverses, Tabakwaren, Servietten 
863
Reinigungsmittel 430
Verpackungsmaterial [kg]
    Total
10'444W
Wasser [m3]
    Trinkwasser/Brauchwasser
300
Luft [m3]
     Lüftung: Zuluft 
 
8'900'000
Energie [kWh]
     Gas
     Strom
     Benzin (PW kat) [Liter]
27'850
67'545
9
OUTPUT 1997
Mahlzeiten
    Anzahl

23'911
Abfälle [kg]
    Wertstoffe
    Siedlungsabfälle
    Sonderabfälle 
 

8'106.00
1'987.00
54.30
Mehrweggebinde [kg]
    Kunsstoff, Glas 
 
9'200.00
Abwasser
Menge [m3] 
 

300.00
Belastung [kg]
    Feststoffe organisch
    Feststoffe anorganisch
    TOC bzw. DOC
    Gesamt Phosphor, Chlorid
    organ. Stickstoff und Ammonium 
 

15.00
7.50
36.00
33.00
15.00
Abluft
Menge [m3]
    Lüftung: Abluft
    Gebäudeheizung, Kochherd und PW 
 

8'900'000.00
27'325.00
Belastung [kg]
Gebäudeheizung, Kochherd und PW
    Kohlendioxid (CO2)
    Stickoxide (NOx)
    Schwefeldioxid (SO2)
    Kohlenwasserstoffe (HC) 
3822.00
1.65
0.06
1.40

 
 

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Systemgrenzen

Bild: Systemgrenzen

In der Kernbilanz wurden die direkt vom Unternehmen ausgehenden Umwelteinwirkungen zusammengefasst (inkl. Energiebereitstellung und Abfallentsorgung). In einer 1. Komplementärbilanz wurden die Umwelteinwirkungen beschrieben, die von den Lieferanten (Zwischenhändler und Produzenten) durch den Transport der Waren verursacht werden. Die 2. Komplementärbilanz erfasst den MitarbeiterInnen-pendlerverkehr.


 

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Die grosse Umweltleistung des Restaurants Stockwerk liegt in der Verwendung von biologischen Produkten, die aus der Region stammen.

Der Einsatz von biologischen und regionalen Produkten ist einerseits mit einer geringen Umweltbelastung bei der Herstellung der Lebensmittel verbunden. Andererseits sind die Transportwege kurz und die Umweltbelastung durch den Verkehr wird minimiert.

Um diese Umweltleistung transparent zu machen, wurde in der Sachbilanz neben den Totalmengen der Lebensmittel und Getränke auch ihre Produktionsart und Herkunft bestimmt. 84% der Lebensmittel stammen aus anerkannt biologischer Produktion (u.a. Gütezeichen Bio-Suisse, Demeter). Der regionale Anteil der Lebensmittel beläuft sich auf 55%. 25% stammen aus der restlichen Schweiz, 19% aus Europa und 1% aus aussereuropäischen Ländern (Reis, gewisse Gewürze).

Bio- und regionaler Anteil in %
Lebensmittel Menge [kg] Bioanteil Region
Gemüse, Salate 
und Früchte
10'790
100
70
Kräuter, Sprossen, 
Gewürze
181
17
72
Milchprodukte
3'248
60
13
Getreide 894
90
0
Teigwaren
1'094
0
100
Konserven und  Gläser
795
70
0
Backwaren
1'675
100
100
Fette,Öle und Essig
801
84
0
Spezielles 
(u.a. Chips, Zucker)
457
66
nicht 
erfasst
Getränke
Kaffee, Tee, 
Schokoladenpulver
157
95
0
Bier
1'890
41
60
Wein
1'761
90
0
Spirituosen
50
0
0
Sirup
240
46
54
Mineral und Tafelwasser, Obstsäfte 
7'721
          20
 6

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Totale Umweltbelastung

Die totale Umweltbelastung durch das Restaurant beträgt 16'116 kUBP.
Die Hauptbelastung (13'121 kUBP) entfällt auf die Kernbilanz. Da die Bio-Produkte von diversen Partnern geliefert werden, resultiert trotz der kurzen Wege eine Belastung von 16% durch den Transport. Der Pendlerverkehr durch die MitarbeiterInnen verursacht eine geringe Belastung, da vorwiegend das Fahrrad oder der öffentliche Verkehr benützt wird.

 

Verursacher der Umweltbelastung

Der hohe prozentuale Anteil der Kernbilanz an der totalen Belastung legt es nahe, die einzelnen Verursacher innerhalb der Kernbilanz zu untersuchen. Der Stromverbrauch verursacht mit über 90% den Löwenanteil der Umweltbelastung. Die Belastung durch die Prozessenergie (Heizung und Kochherd) und das Abwasser sind eindeutig geringer. Die übrigen Quellen ergeben zusammen nur 2.8% der Belasstung. Einsparmöglichkeiten, die zur Senkung der Belastung führen, sind daher bei den einzelnen Stromverbrauchergruppen zu erwarten.
Die Analyse zeigt, dass die Gruppe "Strom/Wärme" (Boiler, Kochgeräte, Geschirrspüler und Kaffeemaschine) mit 45% und die Gruppe "Strom/Kälte" (Geräte, Kühlung, Beleuchtung und Lüftung) mit 40% die grössten Verursacher sind.

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Umwelteinwirkungen


Wie die Umwelt durch die Aktivitäten im Stockwerk beeinflusst wird, zeigt die gegenüberliegende Darstellung.

An erster Stelle der Umwelteinwirkungen steht die Luftverunreinigung mit 84.7% oder 11'111 kUBP. Sie geht zum grössten Teil auf den Stromverbrauch zurück, da bei der Strombereitstellung erhebliche Emissionen abgegeben werden. Die Berechnung basiert auf dem UCPTE-Modell, das die Umwelteinwirkungen bei der Bereitstellung einer Stromeinheit im westeuropäischen Stromverbundsystem beschreibt.

Zur Luftverunreinigung tragen, wenn auch in geringerem Ausmass, die Abfallentsorgung, die Verbrennungsprozesse (Heizen und Kochen) sowie der interne Verkehr bei.

Der Deponieraumverbrauch als Folge der Abfallentsorgung und der Verbrauch von Energieträgern nehmen sich vergleichsweise gering aus. Die Wasserverunreinigung, der Bodernverbrauch durch die Versiegelung des Grundstücks und die Lärmbelastung sind marginal.
 

Umweltkennzahlen

Aus den Resultaten der Sachbilanz und der Wirkungsbilanz lassen sich sogenannte Kennzahlen bestimmen. Als ideale Planungs-, Steuerungs- und Kontrollgrössen sind sie für die Betriebsleitung für die Definition von Umweltziehlen enorm wichtig. Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich brancheninterne Vergleiche anzustellen. So ist z.B. der Gesamtwasserverbrauch des Stockwerks im Vergleich mit anderen Betrieben sehr hoch. Dieser Sachverhalt ist auf den hohen Anteil von Frischprodukten und das damit verbundene gründliche Waschen zurückzuführen. Einspahrungsmassnahmen werden jetzt geplant.

Ob die getroffenen Massnahmen - sei es beim Wasserverbrauch, beim Stromverbrauch oder in anderen Bereichen - effizient sind, zeigt der Kennzahlenvergleich kommender Jahre.

 
Umweltkennzahl Wert Einheit

Umweltbelastungspunkte 
Kernbilanz
kUBP pro Mahlzeit
0.55
kUBP/Mz
kUBP pro Sitzplatz
202
kUBP/Sp

Wasser
Gesamtwasserverbrauch 
pro Mahlzeit 
12.5
L/Mz
Branchenvergleich:
Gesamtwasserverbrauch 
pro Sitzplatz
4615
L/Sp

Strom
Stromverbrauch pro Mahlzeit
2.8
kWh/Mz
Branchenvergleich:
Personalrestaurant in Zürich
Stromverbrauch pro Sitzplatz
3.0
1039
kWh/Mz

Abfall
Gesamtabfallmenge pro 
Mahlzeit
0.42
kg/Mz

Oekologischer und ökonomischer in die Zukunft

Das Restaurant Stockwerk nutzt die Ergebnisse aus Umwelt-Check und Oekobilanz, um die Leistungen im Bereich Umwelt zu verbessern. Für die Betriebsleitung bildet der Massnahmenkatalog, der auf einfache Durchführbarkeit und kleinen Investitionsaufwand setzt, die Basis für die nächsten Schritte. In erster Priorität werden die Reduktionspotentiale im Bereich "Strom" genutzt. Auch in anderen Bereichen wie "Wasser/Abwasser" und "Abfall" können Ressourcen und damit Kosten eingespart werden. Bei der Umsetzung der Sparmassnahmen wird das Engagement des Personals eine wichtige Rolle spielen.

Der betriebliche Umweltschutz macht im Restaurant Stockwerk einen Wandel durch. Er wird sich nicht mehr wie bis anhin auf punktuelle Massnahmen beschränken. Das Thema Umwelt wird umfassend in die Betriebspolitik integriert, um ökonomische und ökologische Ziele sinnvoll zu vereinigen und um die Verantwortung des Betriebes der Umwelt gegenüber wahrzunehmen.

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